Wem oder was kann ich denn noch vertrauen?
Angst und Misstrauen helfen wirklich Niemandem! Vertrauen entsteht, wenn wir uns über dieselben Dinge freuen oder ärgern können – das geht schnell und ohne viel Worte. Durch den intrinsischen Ansatz der Motivationsforschung wissen wir heute, wie Emotionen grundsätzlich verbindend oder grundsätzlich trennend wirken. Und: Wir können diese Differenzen tatsächlich sichtbar machen – um sie zu lösen.
Im beruflichen Kontext sprechen wir gerne von den sogenannten Peergroups, die regelmäßig aufgrund fachlicher, funktionaler und inhaltlicher Überschneidungen bzw. offiziell verkündeter Ziele so genannt werden. Treffen Menschen aufeinander, die motivational ähnlich ticken und demnach emotional ähnlich fühlen, erleben sie so etwas wie ihre eigene Wahrheit.
Ich schaue per Analyse auf die emotionale Gleichheit, denn das psychologisch relevante Prinzip dahinter lautet: Menschen wenden sich den Menschen zu, die ähnlich ticken und wenden sich von denen ab, die anders sind. Ein weiteres Prinzip lautet dabei außerdem: Menschen sind von Natur aus intolerant.
Die emotionale Wahrheit, die in Wahrheit immer nur eine subjektive Gruppenwahrheit ist (kann sich auf eine Gesellschaft, ein Unternehmen, einen Berufsstand, ein Team beziehen), gilt gemäß dem Prinzip der Intoleranz. Intoleranz: Die Wahrheit einer Gruppe gilt selbstverständlich immer auch für alle anderen Menschen und Gruppen. Andersartigkeit und -denken führen automatisch zu Misstrauen und Abwendung.
Dort, wo sich Menschen aber nicht abwenden können, wie zum Beispiel bei der Arbeit, entstehen misstrauische Allianzen, die sich dann gegenüberstehen. In Banken sind es die Ressorts Marktfolge und Markt, im Gesundheitswesen sind es die Pflegekräfte und die Controller, bei Behörden sind es die Beamten und die „Kunden“, uvm. Die hartnäckigsten Gegner in vielen Unternehmen, die ich in diesem Zusammenhang kenne, sind das Management einerseits und der Betriebsrat andererseits.
Dieses Prinzip lässt sich auch anwenden in der Paarung Führungskraft und Mitarbeiter. Wenn es darum geht, agiler, selbstverantwortlicher, engagierter, etc. zu arbeiten, höre ich aus den Kreisen vieler Führungskräfte typischerweise folgende Aussagen:
„Die (Mitarbeiter) sehen die Notwendigkeit nicht.“
„Die unterstützen nicht, im Gegenteil, die verhindern.“
„Wir haben mehr Verantwortung gegeben, aber die Leistungen stimmen nicht.“
„Wir müssen die vor vollendete Tatsachen stellen, sonst geht nichts.“
„Ist aber ja auch nicht deren Job!“.
Diesen Aussagen entnehmen Sie offensichtlich das Misstrauen.
Das Misstrauisch aber sind auch die Mitarbeiter oder der Betriebsrat, die sagen:
„Das ist überhaupt nicht bis zum Ende gedacht.“
„Haben die schon mal darüber … nachgedacht?“
„Hier geht es doch nur um deren Vorteile.“
„Das ist doch einfach zu kurz gedacht.“
So erleben wir in vielen gesellschaftlichen Teilen, insbesondere eben in der Arbeitswelt, dass sich zwei sehr unterschiedliche Positionen auftun und Auseinandersetzungen emotional statt rational verlaufen. Im Kontext der aktuellen Pandemiemaßnahmen oder der digitalen Transformation inzwischen sehr emotional. Die derzeitige Situation schürt die Zukunftsangst bei fast allen Menschen. Fatal dabei ist, dass je länger die Situation andauert, desto stärker werden die jeweiligen Gruppen. Anfangs Unentschlossene schließen sich der einen (risikoaffinen) oder anderen Gruppe (risikosaversen) an. Angst wirkt dann ansteckend – jetzt Blog 2 Lesen.
Über eins müssen wir uns im Klaren sein: Seit 2020 wirkt Angst häufiger ansteckend, auch wenn oder grade weil sie diffus ist. Sie breitet sich wie ein Flächenbrand aus, denn Zukunftsangst wirkt bedrohlich und ist selten rational. Da heißt es: Handeln – Nehmen Sie Kontakt auf! Vertrauen muss her!
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